In einer kleinen deutschen Residenzstadt der Zeit vor 1914 erregt die
 Verhaftung einer stadtbekannten Lebedame großes Aufsehen, hat sie doch 
über ihre Kunden peinlich genau Buch geführt. Auch der Präsident des 
Sittlichkeitsvereins, Rentier Beermann, sowie seine Freunde und 
Vereinsgenossen haben großes Interesse daran, daß die Sache lieber 
vertuscht wird. Doch der eifrige Polizeiassessor Ströbel klappt erst 
dann zusammen, als er von der Beziehung der Dame zu dem Erbprinzen 
erfährt. Schließlich zahlt der Sittlichkeitsverein die beträchtliche 
Summe, die Frau Ninon als Preis für das Verlassen der Stadt fordert.
  Alternativ: 1906
 musste Ludwig Thoma wegen fortgesetzter Beleidigung der 
königlich-bayerischen Sittlichkeitsvereine sechs Wochen lang in 
Stadelheim sitzen. Er nutzte die Zeit, um sein Bühnenstück "Moral" zu 
schreiben. 
  Die hochkomische und schlagkräftige Satire ließ den 
Herren, die ihm die Haft beschert hatten, erst recht die Zornesader 
schwellen: Darin werden nicht nur Korruption, Untertanengeist und 
Muckertum angeprangert, sondern auch die selbst ernannten Prediger der 
öffentlichen Moral als Heuchler entlarvt. Auch Emilsburg, die 
Hauptstadt des Herzogtums Gerolstein, darf sich rühmen, etwas für die 
'moralische Gesundung des Volkes' zu tun: Ihrem frisch gegründeten 
Sittlichkeitsverein gehören alle lokalen Honoratioren an. Als die 
eleganteste Kurtisane der Stadt plötzlich verhaftet wird, geraten die 
Vereinsmitglieder in Panik. Die Polizei hat nämlich auch das Tagebuch 
der bei Alt und Jung beliebten Dame sichergestellt. Darin sind sämtliche
 Kunden namentlich aufgeführt. Außerdem wurden bei der Festnahme in 
einem Schrank zwei Herren aus allerhöchsten Kreisen entdeckt...  |